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Was ist eine Hänseltour?

31. 07. 2024

Entstehung der Hänseltour 
von Björn-Carsten Bösch

Auf der Versammlung des Joppenrotts am 18. Mai 1900 stellte deren Hauptmann Wilhelm Richters den Antrag für die Mitglieder des Joppenrotts ein Fass Bier im Bierzelt auflegen zu lassen.

Aus der Versammlung wurde der Antrag geändert, so dass in den Bierzelten jedem Joppen ein Glas Bier bewilligt wird. Als Budget wurden hierfür 20 bis 25 RM von der Versammlung bewilligt welche von der Rottkasse getragen wurden. Da nun die Mitglieder des Joppenrotts von Bierzelt zu Bierzelt gingen wurde dies auf der Versammlung bereits als „Bierreise“ bezeichnet[1]. Auf der Mitgliederversammlung 1901[2] wurde beschlossen, dass von den Mitgliedern (Joppen) ein Betrag von 25 Pf für die Bierreise (Getränke und Musik) zu erheben ist. Dieser wird bei den Mitgliedern am 1. Schützenfesttag durch den Kassierer eingesammelt. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Bierreise nicht mehr komplett aus der Rottkasse, sondern von den Teilnehmern selbst (mit-)finanziert. Der Betrag für die Mitglieder stieg über die Jahre. Schon 1902 wurden 50 Pf pro Teilnehmer fällig[3].

Da unter den Joppenrott-Mitgliedern mehr Gastwirte waren, als Festzelte vergeben wurden, wurde die Bierreise in den Folgejahren auf Schankwirtschaften in Altkloster ausgedehnt. Ob dies nur durch einige Schützen oder spontan durch alle anwesenden Mitglieder erfolgte, ist nicht belegt. Auf der Versammlung 1927[4] wurde jedoch festgehalten, dass das Hänseln eingeschränkt werden soll. Beschlossen wurde, dass 4 Gastwirte in diesem Jahr besucht werden. Die anderen fünf Wirte im nächsten Jahr. 1936 wurde auf der Mitgliederversammlung des Hauptvereins[5] beschlossen, dass die Hänseltour wieder ausschließlich auf den Festplatz stattfinden soll. Mit der Wiedergründung des Schützenvereins wurde 1949 der Besuch der lokalen Schankwirtschaften aufgenommen und beibehalten.

Die Bezeichnung „Hänseltour“ wird 1927 zum ersten Mal in den Protokollbüchern verwendet[6]. Das „Hänseln“ bezeichnete im Mittelalter das Aufnahme-Ritual, um jemanden in eine Gemeinschaft aufzunehmen. Später ging der Begriff auch in die Seemannssprache ein, wo er heute noch verwendet wird. Im Rahmen des Hänsels unterzog sich der Anwärter einer Aufnahmeprüfung und entrichtete anschließend einen Geldbetrag – die „Hensel“ – für die Aufnahme. Im Rahmen der Aufnahmeprüfung zeigte sich der Anwärter als würdig und standesgemäß.

In den Schützengesellschaften wird dieser Brauch weiter gepflegt. So weisen die Anwärter in der Aufnahmeprüfung nach, gut beleumundet zu sein und haben sich als „trinkfest“ und „standfest“ zu erweisen. Dieser Brauch wird heutzutage (2023) weiter gepflegt, inzwischen jedoch weniger als Prüfung, sondern eher als Unterhaltung und Belustigung der Schützenbrüder. Nach einer allgemeinen Befragung des Anwärters in welcher der „Gute Leumund“ hinterfragt wird, erfolgt die Überprüfung der „Trinkfestigkeit“. Hierfür wird üblicherweise eine Wein-gefüllte[7] Holzkelle ( „Rott-Kelle“, welche der Kommandeur während der Hänseltour nicht aus der Hand gibt) ausgetrunken, wobei kein Tropfen zurückbleiben darf. Zum Nachweis wird die Holzkelle anschließend durch langsames Drehen geleert. Zur Belustigung beider Seiten hat der Anwärter hier auch mal mehrere Versuche. Zum Abschluss wird die „Standfestigkeit“ durch den „Ritterschlag“ festgestellt. Hierbei bekommt der Anwärter mit der Holzkelle einen Schlag auf den Hintern. Mit dem Schlag ist der Anwärter als vollwertiges Mitglied im Rott aufgenommen. Nach Entrichten seiner Hensel erhält er, als Zeichen seiner vollwertigen Mitgliedschaft das Mitgliedsabzeichen („Mitgliedsschleife“).

 

[1] Protokollbuch des uniformierten Chors (Schützenverein Altkloster v 1883 e.V.) Seite 27: Sitzungsprotokoll der Mitglieder-Versammlung vom 18. Mai 1900 Punkt III Verschiedenes Antrag des Hauptmannes ein Faß Bier im Bierzelt für die Mitglieder aufzulegen.

[2] Protokollbuch des uniformierten Chors (Schützenverein Altkloster v 1883 e.V.) Seite 34: Sitzungsprotokoll der General-Versammlung vom 30. März 1901 Punkt III Verschiedenes: Antrag des Feldwebels

[3] Protokollbuch des uniformierten Chors (Schützenverein Altkloster v 1883 e.V.) Seite 43: Sitzungsprotokoll der General-Versammlung vom 18. April 1902 Punkt III Verschiedenes: IV Antrag des Hauptmannes zur Bierreise

[4] Protokollbuch des uniformierten Chors (Schützenverein Altkloster v 1883 e.V.): Sitzungsprotokoll der General-Versammlung vom 09. Juli 1927 Punkt IV „Besprechung diesjähriges Schützenfest“

[5] Protokollbuch des Schützenverein Altkloster e.V.: Sitzungsprotokoll der General-Versammlung vom 13.Juni 1936 Punkt 5 Verschiedenes:

[6] Protokollbuch des uniformierten Chors (Schützenverein Altkloster v 1883 e.V.): Sitzungsprotokoll der General-Versammlung vom 09. Juli 1927 Punkt IV „Besprechung diesjähriges Schützenfest“

[7] Je nach Schützenrott kann dies auch mit anderen alkoholischen Getränken gefüllt sein.

 

 

Bild zur Meldung: Was ist eine Hänseltour?